Samstag, 22. Juni 2013

Riz Casimir (ein kleines Stück Schweizer Geschichte)

Bei Sushi (vom Blog Obst und Sushi) gab's neulich Riz Casimir. Ich habe das gesehen, auch neulich.Dann gab's das Gericht auch bei mir.

Als ich vor circa zwei Jahren neu in der Schweiz ankam und jobbedingt noch regelmässig über Mittag  auswärts essen war, habe ich das Gericht in der Tat auf einigen Speisekarten entdeckt und auch gesehen, wie es in den Kantinen verschiedenster Firmen regelmässig serviert wurde. Einordnen konnte ich das ganze aber nie so wirklich. Denn Schweizerisch klang es ja nicht, aber schien es doch zu sein, denn ausserhalb der Schweiz war mir der Name noch nie untergekommen. Und können so viele Leute meine Vorliebe für diese süß-salzigen Hauptmahlzeiten teilen?? Das fragte ich mich auch. Aber anscheinend schon.

Nun habe ich ein wenig recherchiert und kann folgendes berichten (Quelle: ein sehr lesenswerter Artikel über den Schweizer Klassiker aus der Zeitschrift "Annabelle"): Bei Riz Casimir handelt es sich um eine Schweizer Kreation aus dem Hause Mövenpick. Und die Geschichte geht zurück in die Nachkriegszeit, genauer gesagt in die 50er Jahre. Damals hielt sich Ueli Prager, der Gründer des Mövenpick-Imperiums, in London auf und wurde von indischen Zeitgenossen zu einer neuen, exotischeren Küche inspiriert. Und damit traf er in seiner Heimat genau den Nerv der Zeit, wo Riz Casimir in den darauf folgenden Jahrzehnten in sämtlichen Haushalten mit großer Begeisterung nachgekocht wurde. In dem Annabelle-Artikel wird es folgendermaßen formuliert:

"Fremdes wie Curry, Ananas und Bananen, vereint mit Bekanntem wie Kalbfleisch und Rahm, das war für die Schweiz der Nachkriegszeit der Himmel auf Erden."



Bis heute. Denn wie ich schließlich bezeugen kann, Riz Casimir ist auch derzeit noch auf so manchem Schweizer Teller zu finden. 

Ich bin mir bewusst, dass sich bei diesem Gericht die Geister scheiden. Darüber bin ich auch nicht verwundert. Denn ein Curry mit Obst? Ja, mit verschiedenem Obst, und mit viel Obst. Mir schmeckt sowas bekanntlich. Die Geschmacksnerven von einigen anderen Mitmenschen scheinen auch getroffen worden zu sein, sonst hätte das Gericht niemals eine solche Popularität erzielt. Und der von mir zitierte Artikel liefert Antworten dafür. Trotzdem, ich respektiere auch, wenn jemand sagt, dass sei nichts für ihn (wer sich angesprochen fühlt, kann den letzten Paragraphen getrost überspringen - mit dem vielleicht neu erworbenen Wissen, dass es ein Gericht namens Riz Casimir gibt).


Und für alle die weiterlesen möchten, nun ein paar Worte zum Rezept: Mir hat Sushi's Interpretation des Gerichtes mit Hühnerfleisch, der fruchtigen Currysauce und frischem Obst sehr gut gefallen (besser als das von Betty Bossi 1973 veröffentliche "Original"-Rezept mit Currysauce aus dem Beutel und Fruchtslat aus der Dose). Daher habe ich auch ziemlich genau nach ihrem Rezept gekocht. Ich habe nur noch mehr Obst verwendet, wenn schon, denn schon (mehr Apfel plus Ananas). Und Reis gab's bei mir als Beilage - das stand beim Namen des Gerichtes ausser Frage. Auch wenn nicht auf ganz traditionelle Weise serviert wurde, wo das Curry im Reisring angerichtet wird.

Danke für das Rezept, Sushi!

Bis hierher gelesen und hungrig auf ein fruchtiges Curry? Dann lest doch schnell noch den Annabelle-Artikel (der ist wirklich informativ und gut geschrieben) ... und dann kocht nach!

4 Kommentare:

  1. Hach, jaaa, DER Schweizer Klassiker. Lange in Vergessenheit geraten - ich habe ihn schon ewig nicht mehr auf den Speisekarten der Schweizer Restaurants entdeckt. Danke auch fürs in Erinnerung rufen der unvergessenen Agnes Amberg. Ich werde gleich mal wieder in einem ihrer Kochbücher stöbern.

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    1. Von Agnes Amberg hatte ich noch nie gehört. Danke für's Bekanntmachen mit ihr ;-)

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  2. Uuuhh, klingt ja verrückt. Und mit der Banane... hm. Aber ich bin ja offen für neues, ich glaub ich probiers mal.

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