Donnerstag, 30. April 2015

Le Puy en Velay, da wo die Linsen herkommen - und ein vegetarisches Ragout

Nun geht's gedanklich und kulinarisch nochmal zurück zum Beginn meiner Pilgerreise - nach Le Puy en Velay, wo ich Ende Februar aufgebrochen bin. Den Startpunkt habe ich einem ehemaligen Kollegen aus Frankreich zu verdanken, der bei einem gemeinsamen Lauf nebenbei zu mir meinte: "Warum startest du nicht in Le Puy? Ich komme aus der Nähe und es ist wunderschön dort." Mein erster Kommentar war: "Le Puy ... ist das da wo die Linsen herkommen?" Das war richtig. Auf der Karte konnte ich die Stadt zum damaligen Zeitpunkt zwar noch nicht lokalisieren, aber von den Linsen hatte ich gehört - das habe ich sicher dem ein oder anderen Food Blog zu verdanken, auch wenn ich nicht weiß, welchem. Danke, trotzdem . Gegessen hatte ich sie aber noch nie gegessen, die Linsen. Ich muss zugeben, dass ich sie während meines kurzen Aufenthalt in der namensgebenden Stadt auch nicht gekostet habe. Ich glaube aber auch, das wäre für mich als Vegetarierin schwierig geworden, da die Linsen typischerweise mit Speck gekocht werden und als Beilage zu Wurst serviert werden ;-). So habe ich mir zurück in Deutschland einfach mein eigenes Ragout-Rezept gebastelt und heute zum Mittagessen ausprobiert. Es kam bei allen gut an. Mir hat's auch geschmeckt und ich fühle mich beruhigt, da Linsen für mich der Inbegriff von gesundem vegetarischen Essen sind.

Ich musste mich nach den Rezeptrecherchen erst Einmal schlau machen, wie ein Ragout denn genau definiert ist und ob es vegetarisch sein kann. Laut Wikipedia lautet die Definition folgendermaßen, was ich so interpretiere, dass ein Ragout auch Gemüse in einer Sauce sein kann:
 "Ragout von französisch ragoûter, „den Gaumen reizen, Appetit machen“) oder Würzfleisch ist eine Gerichtgattung für geschmorte würfelige Fleisch-, Geflügel-, Wildbret- oder auch Gemüsestücke in einer pikanten, oft sämigen Sauce."

Eine Augenweide ist das Ragout zwar nicht, aber dennoch sehen die Puy-Linsen, die beim Kochen nicht zerfallen, noch besser aus als andere Linsensorten. Aber man kann für das Rezept natürlich auch andere Linsensorten nehmen (ich habe neulich gesehen, dass es auch Linsen von der Schwäbischen Alb gibt, was für mich derzeit mehr oder weniger regional wäre - wird bald ausprobiert).


Vegetarisches Linsen-Ragout

für 3 Portionen (wenn's noch was dazu gibt, eher 4 Portionen)

250 g Puy-Linsen
1 Liter Gemüsebrühe
250 g Champignons
250 g Karotten
1 Zwiebel
3 EL Olivenöl
400 g gehackte Tomaten (Dose - oder frische im Sommer) 
1 EL Tomatenmark
1 Lorbeerblatt
150 g Crème fraîche
Kräuter der Provence (getrocknet oder frische - hier gab's frischen Thymian und eine Trockenmischung)
Salz
Pfeffer

Die Linsen in der Gemüsebrühe 20-25 Minuten gar kochen. Die Champignons waschen, die Stielenden entfernen und klein schneiden (kreuzweise vierteln oder achteln, je nach Größe, aber zu klein ist nicht nötig). Die Karotten waschen, schälen, längs halbieren und dann in quer in kleine Halbmonde schneiden. Die Zwiebel waschen und fein Würfeln. In einer Pfanne das Öl erhitzen, die Zwiebel zunächst für ca. 3 Minuten dünsten, dann das restliche Gemüse hinzugeben und unter Rühren ca. 5 Minuten anbraten. Das Tomatenmark und Lorbeerblatt hinzugeben. Die Herdtemperatur etwas zurückschalten, die gehackten Tomaten in die Pfanne geben. Ein Mal aufkochen lassen und dann alles bei mittlerer Herdtemperatur 15 Minuten einköcheln lassen. Nun die Crème fraîche einrühren und alles weitere 10 Minuten auf dem Herd lassen. Mit den Kräutern, Salz und Pfeffer würzen. Frische Kräuter eventuell separat reichen. Als letztes die gekochten und abgetropften Linsen unter das Ragout rühren und warm werden lassen. Das Lorbeerblatt vor dem Servieren entfernen.
Dazu passt Weißbrot und ein Salat.

Gassen in Le Puy en Velay

Dienstag, 28. April 2015

Die erste Kocherfahrung nach dem Jakobsweg: Spartaner-Hirse

Die Zeit als Pilgerin bedeutete für mich auch, bewusst offline zu leben und so gut wie frei von Medieneinflüssen. Ich habe meine Mails nur selten abgerufen, eigentlich nie Nachrichten geschaut, und auch nicht in anderen Blogs gelesen. Zurück von der Reise habe ich große Lust, wieder selbst zu kochen, zum einen, da ich mich nicht immer ideal ernähren konnte in Spanien und selbst bestimmen will, was auf meinen Teller kommt, zum anderen, da es mir einfach Spaß macht.
Als die Frage konkreter wurde, was ich denn nun als erstes koche, fiel mir erst mal gar nichts ein, ich hab mich richtig "rezepteleer" gefühlt. Das ist sehr erstaunlich, da ich mich in den letzten Jahren durch die Lektüre von anderen Blogs eigentlich konstant "überinspiriert" gefühlt habe, was neue Rezepte angeht. Also hat mich das Pilgern auch in dieser Hinsicht irgendwie gereinigt, von zu vielen Ideen, was ich denn noch alles sofort nachkochen muss oder soll .... denn müssen tue ich in der Hinsicht ja gar nichts. Und ich bin mir sicher, die Inspirationen kommen in gesundem Maße langsam wieder.


Das erste und zunächst einzige Rezept aus meiner Nachkochliste, an das ich mich erinnern konnte, war die Spartaner-Hirse aus einem von Attila Hildmann's Kochbüchern. Das Rezept von ihm scheint relativ bekannt, es ist mir davor mehrfach in Zeitschriften untergekommen, und auch im Internet oft veröffentlicht, wie zum Beispiel hier. Portionsgräße im Originalrezept: Sportlerportionen!


Hirse, viel Gemüse, und ein paar kreative, nährstoffreiche Extras in Form von Sprossen und Haselnüssen (bei mir angebraten). Gesundes Essen, eine alternative Kohlenhydratquelle zu Brot und Pasta .... genau das, wonach mir der Sinn ist. Das Rezept hält auch was es verspricht, schmeckt echt und ehrlich, ja spartanisch im nicht-negativen Sinne. Könnte auch ein Pilgeressen sein. Schwer in der Zubereitung ist es nicht, allerdings muss man etwas aufpassen, dass das Ergebnis nicht zu matschig wird, da am Ende das Gemüse unter die gegarte Hirse gerührt wird. Und das kann eben auch etwas zu breiig werden, insbesondere wenn Gemüse und Hirse einzeln eher etwas zu lang gekocht wurden. Ich hatte erst etwas Bedenken, das Endergebnis auf dem Teller fand ich dann bei mir aber doch wieder in Ordnung.Und das Fazit: Kochen kann so großen Spaß machen!

Montag, 27. April 2015

Wieder da von der Pilgerreise

Nach einer genau achtwöchigen Pilgerreise durch Frankreich und Spanien bin ich nun wieder da und melde mich hiermit offiziell zurück. Vielen lieben Dank für eure guten Reisewünsche - aufgrund eurer netten Worte und des Interesses erstelle ich diesen Beitrag zu meiner Reise mit ein paar Impressionen. Ich bin entlang der JAKOBSWEGE nach Santiago de Compostela gepilgert.
Gestartet bin ich mitten in Frankreich, in Le Puy en Velay. Entlang der Via Podiensis bin ich bis zu den Pyrenäen marschiert, nach St. Jean Pied de Port. In Frankreich als Land habe ich mich sofort wieder verliebt und Frankreich ist ab jetzt offiziell mein Traumland. Ich habe wunderschöne Naturlandschaften gesehen, anfangs ging's etwas abenteuerlich durch die verschneite Aubrac-Hochebene, dann im Tal durch wunderschöne, landwirtschaftlich geprägte Naturlandschaften und am Schluss Richtung Baskenland. Dadurch, dass ich überall die erste Pilgerin der Saison war, haben sich meine Gastgeber in Herbergen und Zimmern rührend um mich gekümmert. Und mich auch wunderbar bekocht. Die Boulangeries mit frischem Baguette, marchés mit regionalen Produkten und der Käse haben ihr Übriges für meine Begeisterung "pour la France" getan. Und die französische Sprache einen Monat lang zu sprechen hat mir auch enorme Freude bereitet.
In St. Jean Pied de Port angekommen, wo der populärste Pilgerweg startet, der Camino Francés (nach der Überquerung der Pyrenäen ist man in Spanien), war ich zunächst ziemlich geschockt: aus der Einsamkeit kommend war ich völlig überfordert mit den Pilgermassen, die ich erblickte. Die Zeichen von Pauschaltourismus und Massenabfertigung durch die Pilgerströme haben mir auch gar nicht getaugt .... weshalb ich diesen Weg auch niemand empfehlen würde (im Hochsommer soll alles noch schlimmer sein, mir sagten alle, dass noch nicht viel los sei) - es gibt so viele alternative Pilgerwege. Die Landschaft ist aber auch wunderschön und auf dieser Wegstrecke hatte ich ganz enorm tolle, gar magische Begegnungen, was mich schließlich besänftigt hat.
Dennoch entschied ich mich, ab León mit dem Bus nach Oviedo zu fahren, um zum Abschluss den Camino Primitivo zu gehen, einen etwas weniger belebten Weg. Mich haben traumhafte, grüne Landschaften in Nordspanien (Asturien und Galizien) erwartet und das Pilgerklima, das ich suchte. Dankbar, glücklich, gesund, gereift, enspannt und auch etwas müde marschierte ich vor einer Woche in Santiago de Compostela ein.

Im Anschluss findet ihr ein paar Bilder zur Reise. Das einfache, naturnahe, puristische und ehrliche Pilgerleben hat mir sehr zugesagt. Nach 2 Monaten und über 1500 km zu Fuß sehne ich mich nach den ganz einfachen Dingen des normalen Lebens, wie zum Beispiel dem eigenen Bett, sauberen Sanitäranlagen, Joggen zu gehen, und ganz wichtig, auch der Möglichkeit, mir selbst mein Essen nach meinen Vorstellungen zu kochen. Sprich, bald folgen hier wieder themenrelevante Beiträge für einen Food Blog mit Rezepten!


Via Podiensis - von Le Puy en Velay aus in die Aubrac-Hochebene im Winter





Wieder im Tal - ohne Schnee bis zu den Pyrenäen, und manchmal Sonne


Die Anfänge des Camino Francés von St. Jean Pied de Port aus ... mehrere Pilger sind unterwegs



Puente de la Reina

Nach Navarra die Rioja-Gegend - wunderschön, leider nur 2 Tagesetappen lang



in der Meseta (Hochebene)



auf dem Camino Primitivo in Asturien



geschrieben wurde auf dem Weg von Hand anstatt am Computer ( Tagebücher voll)


Wälder in Galizien

Ankunft einer dankbaren, glücklichen und entspannten Pilgerin vor der Kathedrale in Santiago de Compostela