Vegetarismus


Seit 2014 ernähre ich mich auf unbestimmte Zeit vollständig vegetarisch. So wird es auf meinem Blog ab jetzt auch nur noch vegetarische Rezepte geben.

Viel ändern wird sich dadurch aber nicht. Noch nie habe ich viel Fleisch und Fisch gegessen, wohl auch weil ich es nicht besonders gerne mag. So kann ich auch nicht behaupten, dass ich durch meinen Entschluss, mich vegetarisch zu ernähren, persönlich große Opfer erbringe.

Wirklich fern war mir der Gedanke, vegetarisch zu leben, also nie. Den Ausschlag für einen bewussten Entscheid zu dieser Lebensweise hat allerdings die Lektüre des Buches "Eating animals" (auf deutsch heisst es wörtlich übersetzt "Tiere Essen") von Jonathan Safran Foer gegeben.

Meine  Motivation für diese Entscheidung möchte ich, auch auf Zitaten aus seinem Buch basierend, im Folgenden zusammenfassen:


1. Der moralische Aspekt

Ich widerspreche der Behauptung nicht, dass der Mensch bzw. der menschliche Magen dafür gemacht ist, Fleisch zu essen. Fleisch essen ist in dem Sinne nicht unnatürlich.
Allerdings sollte sich jeder Fleischesser regelmässig ins Bewusstsein rufen, dass für das Fleisch auf dem Teller ein Tier getötet wurde. Und auch wie dieser Tötungsprozess im Detail vonstatten geht (im Grundsatz unabhängig davon, ob ein Tier unter grausamsten Umständen zu Tode gequält wurde oder einen schnellen Tod gestorben ist). Dieser Gedanke ist nicht schön und für viele nur mit konstanter Verdrängung erträglich.
In den zu 100% den Nagel auf den Kopf treffenden Worten von Jonathan Safran Foer: "There are some things, though, we don’t need labels to know. Although one can realistically expect that at least some percentage of cows and pigs are slaughtered with speed and care, no fish gets a good death. Not a single one. You never have to wonder if the fish on your place had to suffer. It did. Whether we’re talking about fish species, pigs, or some other eaten animal, is such suffering the most important thing in the world? Obviously not. But that’s not the question. Is it more important than sushi, bacon of chicken nuggets? That’s the question.“
Eine ehemalige Lehrerin von mir zu Schulzeiten sagte einmal, dass jeder, der Fleisch isst, theoretisch auch selbst sein Huhn schlachten können müsste. Das ist Konsequenz. Ich habe diesen Spruch öfter Leuten erzählt, und musste immer anmerken, dass ich wohl zum Vegetarier würde, bevor ich ein Huhn köpfen würde. Also ist es nur konsequent, wenn ich zum Vegetarier werde und die obige Frage für  mich ab jetzt mit „nein“ beantworte.
Die Verdrängung wird uns leicht gemacht, und das ist der Kern des Problems: Im Zuge der industriellen Massentierhaltung gab es einen Entfremdungsprozess, denn wir müssen uns heute nicht mit den Details des Tötungsprozesses auseinandersetzen. Wir können das Fleisch abgepackt überall kaufen, während uns die Werbung auf der Packung suggeriert, dass das Tier ein glückliches Leben hatte, womit unser Gewissen beruhigt wäre.  

In den Worten von Jonathan Safran Foer: 
Most people never have to confront the unpleasant fact that animal foods (including diary and eggs) involve killing animals”.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist dennoch für jedermann angebracht.


2. Der gesellschaftliche Aspekt

Global gesehen ist es höchst ineffizient, Fleisch zu essen. Auf den Agrarflächen, auf denen Nahrung angebaut wird, die anschliessend an Tiere verfüttert wird, könnte alternativ auf direktem Wege (wenn also direkt Menschen durch die pflanzlichen Ernteerträge ernährt würden) sehr viel Menschen ernährt werden. Um die Ressourcenverschwendung zu konkretisieren, ein Bespiel: Auf einem Hektar Land  können nur Futtermittel zur Produktion von 185kg Rindfleisch, aber zum Beispiel 22‘500kg Kartoffeln angebaut werden. Für 100g Rindfleisch bedarf es 2000l Wasser, während 100g Weizen bloss 5l Wasser erfordern (Quelle: Für ein bisschen Fleisch, Antidot).

In den Worten von Jonathan Safran Foer:
“The UN special envoy on food called it a “crime against humanity” to funnel 100m tons of grain and corn to ethanol while almost a billion people are starving. So what kind of crime is animal agriculture, which used 756m tons of grain and corn per year, much more than enough to adequately feed the 1.4bn humans who are living in dire poverty ?And that 756m tons doesn’t even include the fact that 98% of the 225m tons global soy crop is also fed to farmed animals. You’re supporting vast inefficiency and pushing up the price of food for the poorest in the world. It was this inefficiency – not the environmental toll or even animal welfare – that inspired me to stop eating meat in the first place.” 
Einmal abgesehen davon ein Argument, dass nicht den Welthunger betrifft, sondern unsere (westliche) Welt: Denke ich an die grässlichen Arbeiten, die von Menschen in industriellen Schlachtbetrieben durchgeführt werden müssen, finde ich das einfach barbarisch und absolut nicht zeitgemäss. So eine Tätigkeit sollte keinem Mitglied unserer Gesellschaft (auch noch für einen Hungerlohn) zugemutet werden. Auch wenn Töten in der Natur zum Kreislauf der Dinge gehört, man sollte meinen, dass es in dieser Form nicht Teil unserer zivilisierten Gesellschaft sein muss (für Details zu Praktiken zum Schlachtungsprozess in grossen Betrieben verweise ich auf Foer’s Buch).


3. Der umwelttechnische Aspekt

Die Viehzucht ist für einen signifikanten Teil der CO2-Emissionen verantwortlich. Für ca. 20% des global Treibhausgasausstosses, um genau zu sein. Und das ist mehr als der Anteil des gesamten Verkehrs (inkl. Flugsektor).

In den Worten von Jonathan Safran Foer:
“According to the UN, the livestock sector is responsible for 18% of greenhouse gas emissions, around 40% more than the entire transport sector – cars, trucks, planes, trains and ships combined. [… ] The most current data even quantifies the role of diet: omnivores contribute seven times the volume of greenhouse gases that vegans do .”  


4. Der gesundheitliche Aspekt

Das Argument ist ganz eigennützig: ich tue mir und meinem Körper etwas Gutes, wenn ich kein Fleisch esse. Bei Fleisch, dass Massentierhaltungsbetrieben entstammt, ist das ganz einfach. Die Tiere wurden so gezüchtet, dass sie möglichst schnell möglichst schwer und fett werden (also schnell viel Ertrag liefern). Egal, wenn sie durch die Züchtung am Ende kaum noch gehen können (an Fliegen ist bei Geflügel gar nicht zu denken), sollen sie ja gar nicht. Und weil sie unter extremst dreckigen und naturfernen Bedingungen hochgezüchtet werden, werden sie mit Medikamenten vollgepumpt, damit sie es überhaupt bis zum Schlachthof schaffen. Da  tue ich meinem Körper einen Gefallen, kein Fleisch von solchen Tieren zu essen. Zudem gibt es genug Beispiele dafür, dass einem bei ausgewogener vegetarischer Ernährung nichts fehlt (nur am Rande: Scott Jurek, einer der besten Ultraläufer unserer Zeit, ist Veganer).

In den Worten von Jonathan Safran Foer:
„We´re messing with the genes of these animals and then feeding them growth hormones and all kinds of drugs that we really don´t know enough about. And then we’re eating them.”
“When we eat factory-farmed meat we live, literally, on tortured flesh. Increasingly, that tortured flesh is becoming our own.” 

2 Kommentare:

  1. Liebe Sarah
    Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche der Schweiz (als Beispiel und wo Du lebst) besteht zu einem grossen Teil aus absoluten Grünflächen. Absolutes Grünland ist Land, das zwar fruchtbar für Pflanzen ist, Ackerbau kann aber aus verschiedenen Gründen nicht betrieben werden. Diese Flächen lassen sich für die menschliche Ernährung nur nutzen, wenn die Pflanzen, die auf ihnen wachsen, über das Tier 'veredelt' werden. Wiederkräuer können, im Gegensatz zu uns Menschen, Cellulose verdauen. Politically correct ist es deswegen, auch tierische Produkte in unseren Speiseplan einzusetzen. Natürlich ist die Menge massgebend. - Falls interessiert, kann ich Dir gerne ein paar Sachen zeigen.
    Gruss Bea Wyler

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    1. Liebe Bea,
      danke für den Kommentar. Ja, ich bin interessiert an weiteren Informationen!
      Gruss,
      Sarah

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