Dienstag, 27. August 2013

Quinoa in den Medien - ein Abriss - Teil I

Im Januar hatte ich angekündigt, im Rahmen meines Quinoa-Projektes nicht nur Rezepte vorzustellen, sondern auch ein Augenmerk darauf zu legen, was in den Medien im Quinoa-Jahr 2013 geschrieben wird, und darüber zu berichten.


Am 17. August bin ich im Schweizer Tagesanzeiger auf den Artikel "Das Superkorn, das den Welthunger stillen soll" gestoßen. Eine Kernaussage des Artikels ist, dass Quinoa einen unglaublichen Boom erlebt. Die Produktion, die immer noch größtenteils in Südamerika stattfindet, ist in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Der Nachfrageanstieg gilt für die ganze westliche Welt, als Beispiel aber die Zahlen für die Schweiz: Im Jahr 2009 wurden 87 Tonnen Bio-Quinoa importiert, im Jahr 2011 lag die Menge bei 215 Tonnen, was einem Wachstum (!) 247% innert zwei Jahren entspricht.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass auf meinem Blog kommentiert wurde, dass Quinoa in deutschen Supermärkten bzw. bei DM zur Mangelware geworden ist und zeitweise gar nicht mehr verfügbar war.

Die ökonomische Grundregel von Angebot und Nachfrage bedeutet auch in diesem Fall: steigende Nachfrage geht einher mit steigenden Preisen. Und die Folgen davon sind, ebenfalls dem ökonomischen Standardszenario entsprechend, vielfältig. Generell kann man natürlich sagen, dass der erhöhte Quinoa-Export sich positiv auf die Wirtschaft von den Quinoa-exportierenden Ländern auswirkt, allen voran Bolivien und Peru. Während die Farmer durch die gestiegenen Preise auch mehr verdienen, können sie sich einen höheren Lebensstandard leisten. Durch die gestiegene Kaufkraft erhöht sich auch auf die heimische Konsumquote, die Wirtschaft wird also angekurbelt. Auf der anderen Seite aber gibt es die Befürchtung, dass der restliche Teil der heimischen Bevölkerung zu kurz kommt und sich eben durch die gestiegenen Preise kein Quinoa mehr leisten kann (Quelle), was bisher Grundnahrungsmittel war.

Nun wird selbstverständlich auch versucht, der weltweit gestiegenen Nachfrage durch Quinoa-Produktion in anderen Gebieten nachzukommen. Das hohe Potential, das Quinoa oft zugesprochen wird (auch in Bezug zur Linderung des Hunger auf der Welt), gründet mitunder auf der Tatsache, dass die Pflanze auch unter extremen klimatischen Bedingungen, im trockenen und hochgelegenen Andengebirge, prächtig gedeiht. Diese Formulierung legt den Schluss nahe, es sei ein Kinderspiel, Quinoa auf "gewöhnlichem" Ackerland in unseren Gefilden anzubauen. Das stimmt so aber nicht. Besonders erfolgreich ist der Quinoa-Anbau in den Vereinigten Staaten aus Regierungssicht bisher nämlich nicht! Und so wurden dort  von staatlicher Seite Gelder in beträchtlicher Höhe locker gemacht, um den Anbau von Quinoa unter den dortigen Umweltbedingungen zu erforschen und die Ernteerträge zu steigern (Quelle). So gab es diesen Monat auch ein "International Quinoa Research Symposium".
Sprich, der Anbau von Quinoa im großen Stil  scheint in den USA derzeit ein großes Thema zu sein. Die industrielle Massenproduktion von Quinoa ist meiner Meinung nach noch nicht verwerflich, vor allem wenn dem unbscheidenen Anspruch an das Korn genügt werden soll, den Hunger von vielen Mengen dieser Erde zu lindern.

Dennoch gehört es sich, an dieser Stelle gleich das Thema der Fairness einzuwerfen, wie es in dem Artikel "Can Quinoa Farming Go Global Without Leaving Andeans Behind?" behandelt wird. Zurecht weist der Autor darauf hin, dass der Massenanbau von Quinoa nicht zu Lasten der Bauern in den Anden gehen sollte und diese dafür gewürdigt werden sollten (bzw. an erzielten Gewinnen beteiligt werden sollten), den Anbau von Quinoa in seiner heutigen Vielfalt über Jahrtausende hinweg gepflegt zu haben. Das ganze ist mehr als Aufforderung als als Lösung formuliert. Was sich der Autor aber vorstellen kann, ist quasi eine Marke bzw. Qualitätssiegel für das "originale" Quinoa aus den Anden zu etablieren (der Vergleich zu Bordeaux-Wein wird gezogen), für das der typische Endverbraucher aus der westlichen Welt auch mehr zu zahlen bereit ist. So würde für den Quinoaproduzenten aus Südamerika in der Zukunft trotz eventualer Konkurrenz durch die (Massen-)produktion des Korns in anderen Teilen der Welt der Absatz weiterhin gegeben sein.

Und nun zur schwierigsten Frage, die ich mir an diesem Punkt stelle: Welche Implikationen haben die zuvor angesprochenen Punkte für mich als Konsumentin von Quinoa heute in der Schweiz, bzw. in Europa? Kann ich weiterhin guten Gewissens Quinoa kaufen? Als Ergebnis meiner Recherchen komme ich zu dem Schluss: ja. Ohnehin ist in der Schweiz eigentlich ausschliesslich Bioware mit dem Fair Trade Label zu bekommen, da wird es dem Konsumenten ja zur Abwechslung richtig einfach gemacht.

Oder mache ich es mir mit diesem momentanen Fazit zu einfach? Wie seht ihr das?

2 Kommentare:

  1. Ich muss zugeben, dass ich vor zwei Wochen zum ersten Mal in Kommentaren beim Guardian davon gelesen habe. Habe mich dann von Artikel zu Artikel geklickt, dafür und dagegen, und würde auch immer noch Quinoa kaufen.

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    1. Schön zu lesen, dass du dir auch Gedanken darüber machst. Und auch, dass du zum gleichen Schluss kommst.

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