Von nun an werde ich mich auf unbestimmte Zeit vegetarisch ernähren und folglich wird mein Blog vollständig vegetarisch sein.
Viel ändern wird sich dadurch aber nicht. Noch nie habe ich viel Fleisch und Fisch gegessen, wohl auch weil ich es nicht besonders gerne mag. So kann ich auch nicht behaupten, dass ich durch meinen Entschluss, mich vegetarisch zu ernähren, persönlich große Opfer erbringe. Auf meinem Blog geht es auch mit dem üblichen Programm weiter, anstatt 97% vegetarischer Rezepte sind es nun 100%.
Wie gesagt, ein großes Thema war Fleisch für mich noch nie. Mit zunehmendem Alter habe ich immer mehr auf die Herkunft und Qualität der Lebensmittel geachtet, insbesondere bei tierischen Produkten. So habe ich mich bisher als Flexitarier definiert.
Es gibt aber Erfahrungen die prägen. Ich erinnere mich an zwei Artikel aus der Wochenzeitung "ZEIT", die ich dieses Jahr gelesen habe. In einem Artikel ging es um Massenhühnerhaltung zur industriellen Eierproduktion, das war so um Ostern. Nach der Lektüre ist mir die Lust auf Ostereierfärben gehörig vergangen. Beim zweiten Artikel ging es um die Fleischindustrie, einen Artikel mit Details zur Massenschweinehaltung - durch Großkonzerne (Das große Schlachten). Die krasseste Lektüre erwartete mich dann aber im Dezember, als ich das Buch "Eating animals" (auf deutsch heisst es wörtlich übersetzt "Tiere Essen") von Jonathan Safran Foer zu Gemüte führte. Ein schockierendes Buch eines brillianten Autors. Er macht es sich zum Ziel zu erkunden, woher das Fleisch kommt, das wir Essen. Insbesondere als Vater will er wissen, was er seinem Sohn zu essen gibt. Dabei wird Massentierhaltung für die industrielle Fleischproduktion ("factory farming", der dominante Begriff in der englischen Buchversion) zum zentralen Thema. Denn das meiste Fleisch, das heutzutage konsumiert wird, hat diesen Ursprung.
Vor allem dadurch dass Foer das Thema "Tiere Essen" aus historischem, politischem, gesellschaftlichem, wirtschaftlichem und moralischem Kontext betrachtet und überzeugende Fakten auf den Tisch legt anstatt zu missionieren, hat mich das Buch so sehr überzeugt und eben "geprägt".
Die Gründe für meine Entscheidung ab jetzt vegetarisch zu leben sind vielfältig, lassen sich aber folgendermaßen zusammenfassen:
Viel ändern wird sich dadurch aber nicht. Noch nie habe ich viel Fleisch und Fisch gegessen, wohl auch weil ich es nicht besonders gerne mag. So kann ich auch nicht behaupten, dass ich durch meinen Entschluss, mich vegetarisch zu ernähren, persönlich große Opfer erbringe. Auf meinem Blog geht es auch mit dem üblichen Programm weiter, anstatt 97% vegetarischer Rezepte sind es nun 100%.
Wie gesagt, ein großes Thema war Fleisch für mich noch nie. Mit zunehmendem Alter habe ich immer mehr auf die Herkunft und Qualität der Lebensmittel geachtet, insbesondere bei tierischen Produkten. So habe ich mich bisher als Flexitarier definiert.
Es gibt aber Erfahrungen die prägen. Ich erinnere mich an zwei Artikel aus der Wochenzeitung "ZEIT", die ich dieses Jahr gelesen habe. In einem Artikel ging es um Massenhühnerhaltung zur industriellen Eierproduktion, das war so um Ostern. Nach der Lektüre ist mir die Lust auf Ostereierfärben gehörig vergangen. Beim zweiten Artikel ging es um die Fleischindustrie, einen Artikel mit Details zur Massenschweinehaltung - durch Großkonzerne (Das große Schlachten). Die krasseste Lektüre erwartete mich dann aber im Dezember, als ich das Buch "Eating animals" (auf deutsch heisst es wörtlich übersetzt "Tiere Essen") von Jonathan Safran Foer zu Gemüte führte. Ein schockierendes Buch eines brillianten Autors. Er macht es sich zum Ziel zu erkunden, woher das Fleisch kommt, das wir Essen. Insbesondere als Vater will er wissen, was er seinem Sohn zu essen gibt. Dabei wird Massentierhaltung für die industrielle Fleischproduktion ("factory farming", der dominante Begriff in der englischen Buchversion) zum zentralen Thema. Denn das meiste Fleisch, das heutzutage konsumiert wird, hat diesen Ursprung.
Vor allem dadurch dass Foer das Thema "Tiere Essen" aus historischem, politischem, gesellschaftlichem, wirtschaftlichem und moralischem Kontext betrachtet und überzeugende Fakten auf den Tisch legt anstatt zu missionieren, hat mich das Buch so sehr überzeugt und eben "geprägt".
ich besitze die britisch-Englische Ausgabe des Pengiun-Verlages |
Die Gründe für meine Entscheidung ab jetzt vegetarisch zu leben sind vielfältig, lassen sich aber folgendermaßen zusammenfassen:
1. Der moralische Aspekt
Ich widerspreche der Behauptung nicht, dass der Mensch bzw.
der menschliche Magen dafür gemacht ist, Fleisch zu essen. Fleisch essen ist in
dem Sinne nicht unnatürlich.
Allerdings sollte sich jeder Fleischesser regelmässig ins
Bewusstsein rufen, dass für das Fleisch auf dem Teller ein Tier getötet wurde. Und
auch wie dieser Tötungsprozess im Detail vonstatten geht (im Grundsatz unabhängig
davon, ob ein Tier unter grausamsten Umständen zu Tode gequält wurde oder einen schnellen Tod gestorben ist). Dieser Gedanke ist
nicht schön und für viele nur mit konstanter Verdrängung erträglich.
In den zu 100% den
Nagel auf den Kopf treffenden Worten von Jonathan Safran Foer: "There
are some things, though, we don’t need labels to know. Although one can
realistically expect that at least some percentage of cows and pigs are
slaughtered with speed and care, no fish gets a good death. Not a single one.
You never have to wonder if the fish on your place had to suffer. It did. Whether we’re talking about fish species,
pigs, or some other eaten animal, is such suffering the most important thing in
the world? Obviously not. But that’s not the question. Is it more important than sushi, bacon of chicken
nuggets? That’s the question.“
Eine ehemalige Lehrerin von mir zu Schulzeiten sagte einmal,
dass jeder, der Fleisch isst, theoretisch auch selbst sein Huhn schlachten können müsste. Das ist Konsequenz. Ich habe diesen Spruch
öfter Leuten erzählt, und musste immer anmerken, dass ich wohl zum
Vegetarier würde, bevor ich ein Huhn köpfen würde. Also ist es nur konsequent,
wenn ich zum Vegetarier werde und die obige Frage für mich ab jetzt mit „nein“ beantworte.
Die Verdrängung wird uns leicht gemacht, und das ist der
Kern des Problems: Im Zuge der industriellen Massentierhaltung gab es einen
Entfremdungsprozess, denn wir müssen uns heute nicht mit den Details des
Tötungsprozesses auseinandersetzen. Wir können das Fleisch abgepackt überall
kaufen, während uns die Werbung auf der Packung suggeriert, dass das Tier ein glückliches
Leben hatte, womit unser Gewissen beruhigt wäre.
In den
Worten von Jonathan Safran Foer:
“Most
people never have to confront the unpleasant fact that animal foods (including
diary and eggs) involve killing animals”.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist dennoch für jedermann
angebracht.
2. Der gesellschaftliche Aspekt
Global gesehen
ist es höchst ineffizient, Fleisch zu essen. Auf den Agrarflächen, auf denen
Nahrung angebaut wird, die anschliessend an Tiere verfüttert wird,
könnte alternativ auf direktem Wege (wenn also direkt Menschen durch die
pflanzlichen Ernteerträge ernährt würden) sehr viel Menschen gesättigt werden. Um
die Ressourcenverschwendung zu konkretisieren, ein Bespiel: Auf einem Hektar Land können nur Futtermittel zur Produktion von 185kg Rindfleisch, aber zum Beispiel 22‘500kg Kartoffeln angebaut
werden. Für 100g Rindfleisch bedarf es 2000l Wasser, während 100g
Weizen bloss 5l Wasser erfordern (Quelle: Für
ein bisschen Fleisch, Antidot).
In den Worten von Jonathan Safran Foer:
In den Worten von Jonathan Safran Foer:
“The UN special envoy on food called it a “crime
against humanity” to funnel 100m tons of grain and corn to ethanol while almost
a billion people are starving. So what kind of crime is animal agriculture,
which used 756m tons of grain and corn per year, much more than enough to
adequately feed the 1.4bn humans who are living in dire poverty ?And that 756m
tons doesn’t even include the fact that 98% of the 225m tons global soy crop is
also fed to farmed animals. You’re supporting vast inefficiency and pushing up
the price of food for the poorest in the world. It was this inefficiency
– not the environmental toll or even animal welfare – that inspired me to
stop eating meat in the first place.”
Einmal abgesehen davon ein Argument, dass nicht den Welthunger
betrifft, sondern unsere (westliche) Welt: Denke ich an die grässlichen Arbeiten,
die von Menschen in industriellen Schlachtbetrieben durchgeführt
werden müssen, finde ich das einfach barbarisch und absolut nicht
zeitgemäss. So eine Tätigkeit sollte keinem Mitglied unserer Gesellschaft (auch
noch für einen Hungerlohn) zugemutet werden. Auch wenn Töten in der Natur zum
Kreislauf der Dinge gehört, man sollte meinen, dass es in dieser Form nicht
Teil unserer zivilisierten Gesellschaft sein muss (für Details Praktiken zum
Schlachtungsprozess verweise ich auf Foer’s Buch).
3. Der umwelttechnische Aspekt
Die Viehzucht ist für einen signifikanten Teil der
CO2-Emissionen verantwortlich. Für ca. 20% des global Treibhausgasausstosses, um
genau zu sein. Und das ist mehr als der Anteil des gesamten Verkehrs (inkl.
Flugsektor).
In den Worten von Jonathan Safran Foer:
In den Worten von Jonathan Safran Foer:
“According
to the UN, the livestock sector is responsible for 18 % of greenhouse gas
emissions, around 40% more than the entire transport sector – cars, trucks,
planes, trains and ships combined. [… ] The most current data even quantifies
the role of diet: omnivores contribute seven times the volume of greenhouse
gases that vegans do .”
4. Der gesundheitliche Aspekt
Das Argument ist ganz eigennützig: ich tue mir und meinem
Körper etwas Gutes, wenn ich kein Fleisch esse. Bei Fleisch, das
Massentierhaltungsbetrieben entstammt, ist das ganz einfach. Die Tiere wurden
so gezüchtet, dass sie möglichst schnell möglichst schwer und fett werden (also
schnell viel Ertrag liefern). Egal, wenn sie durch die Züchtung am Ende kaum
noch gehen können (an Fliegen ist bei Geflügel gar nicht zu denken), sollen sie
ja gar nicht. Und weil sie unter extremst dreckigen und naturfernen Bedingungen
hochgezüchtet werden, werden sie mit Medikamenten vollgepumpt, damit sie es
überhaupt bis zum Schlachthof schaffen. Da
tue ich meinem Körper einen Gefallen, kein Fleisch von solchen Tieren zu
essen. Zudem gibt es genug Beispiele dafür, dass einem bei ausgewogener vegetarischer Ernährung nichts fehlt (nur am Rande: Scott Jurek, einer der besten Ultraläufer
unserer Zeit, ist Veganer).
In den
Worten von Jonathan Safran Foer:
„We´re messing with the genes of these animals
and then feeding them growth hormones and all kinds of drugs that we really
don´t know enough about. And then we’re eating them.”
“When we
eat factory-farmed meat we live, literally, on tortured flesh. Increasingly,
that tortured flesh is becoming our own.”
Hattet ihr schon Zeit, euch Gedanken zu machen, welche Bücher/Filme/Gespräche oder sonstigen Erlebnisse für euch im letzten Jahr prägend waren?
Die Tatsache, dass ich seit ein paar Tagen mit einer Erkältung kämpfe, die dafür sorgt, dass ich mich Drinnen aufhalte anstatt meine ganze Energie beim Laufen zu verbraten, hat immerhin dazu geführt, dass ich Zeit hatte, mir ein paar Gedanken zu machen und diesen ewig langen Artikel hier zu verfassen.
Ich bin gespannt auf die Reaktionen meiner Umwelt auf meine Entscheidung, und welche Erfahrungen ich in den kommenden Monaten machen werde.